Der Raum war erfüllt von einem warmen, goldenen Glanz, als die Lichter des Weihnachtsbaumes sanft flackerten. Die junge Frau saß entspannt auf dem weichen, schneeweißen Teppich, ihren zarten gehäkelten Überwurf locker um die Schultern gelegt. Der Stoff ließ gerade so viel Spielraum, dass der Blick auf ihre weiche, makellose Haut ein stilles Versprechen war. Ihre Augen glitzerten im Schein des Baumes, während sie an die Tradition dachte, die jedes Jahr aufs Neue ihre Fantasie beflügelte: Der Nachbar spielte den Weihnachtsmann.
Er war ein gut aussehender, kräftiger Mann mit breiten Schultern, markanten Zügen und einer tiefen, durchdringenden Stimme, die in ihr stets eine Mischung aus Aufregung und Neugierde hervorrief. Seine Rolle als Weihnachtsmann war eine Art Ritual geworden, doch für sie war er weit mehr als ein freundlicher Nachbar, der sich jedes Jahr in einen roten Mantel und weißen Bart kleidete. Unter dieser Verkleidung steckte ein Mann, der mit seiner bloßen Präsenz den Raum ausfüllen konnte.
Sie lehnte sich zurück, das gehäkelte Tuch rutschte leicht von ihrer Schulter, und sie konnte nicht anders, als sich vorzustellen, wie er dieses Jahr wohl hereinkommen würde. Letztes Jahr war seine Begrüßung warm und überschwänglich gewesen, ein klassisches “Hohoho!” mit einem charmanten Zwinkern, das unmissverständlich war. Doch was sie in diesem Jahr erwartete, war nicht nur die Rolle des Weihnachtsmannes. Sie wollte den Mann darunter spüren – und sie wollte, dass er wusste, dass sie nicht mehr nur ein unschuldiges Spiel erwartete.
Ein gedämpftes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Es war soweit. Sie stand langsam auf, zog den Überwurf enger um sich und ging mit federnden Schritten zur Tür. Das Klopfen ertönte erneut, dieses Mal kräftiger, fordernder. Sie öffnete die Tür einen Spalt – und da stand er, mit seinem roten Mantel und dem Sack über der Schulter, doch die Intensität in seinem Blick verriet ihr, dass er mehr brachte als nur Geschenke.
„Frohe Weihnachten,“ sagte er mit seiner tiefen Stimme, die den Raum augenblicklich ausfüllte. Sein Blick wanderte langsam über sie, blieb an ihren Schultern hängen, wo der Stoff des Überwurfs leicht verrutscht war. Ein leichtes Grinsen spielte auf seinen Lippen, als er die Tür hinter sich schloss und den Sack abstellte.
„Du hast dir ja wirklich Mühe gegeben,“ sagte er leise, fast rau, während sein Blick auf den perfekt geschmückten Baum fiel – und dann direkt zu ihr zurückkehrte. Es war, als hätte die Zeit für einen Moment angehalten. Der Raum schien plötzlich wärmer, intimer.
„Das gehört doch dazu, oder?“ entgegnete sie, ihre Stimme fast ein Flüstern, während sie sich ihm näherte. Ihr Lächeln war eine Einladung, die er nicht ablehnen konnte.
Er zog langsam die Weihnachtsmannmütze ab, das Spiel war vorbei. Für einen Moment standen sie nur da, einander gegenüber, die Spannung greifbar. Sein Blick wanderte zu ihrem Überwurf, der nun nur noch locker über ihren Armen hing. Ohne ein weiteres Wort trat er näher, nahm das gehäkelte Tuch und ließ es sanft von ihren Schultern gleiten. „Vielleicht sollte ich dir mal ein ganz besonderes Geschenk machen,“ murmelte er, seine Stimme tief und voller Versprechen.
Die Nacht war lang, und das Ritual hatte eine neue Bedeutung bekommen – keine Masken, keine Rollen mehr, nur die beiden, eingefangen im Glanz des Weihnachtsbaumes und der Hitze einer Leidenschaft, die so lange unausgesprochen geblieben war. Dieses Weihnachten würde sie so schnell nicht vergessen.