Talia war eine wunderschöne Elfe, deren Anmut in den ersten Strahlen der Morgensonne erstrahlte. Der frühe Morgen dämmerte sanft über den stillen See, umgeben von üppigem Grün und einem Hauch von Nebel, der über die Wasseroberfläche schwebte. Das Wasser war ruhig, still, fast wie ein Spiegel, der den Himmel reflektierte und eine magische Ruhe ausstrahlte. Talia liebte diese Momente, in denen die Welt noch im Schlaf zu liegen schien und sie ganz allein mit der Natur verschmelzen konnte.
Langsam und bedacht trat sie in den See. Das Wasser kühlte ihre Haut, als sie weiter hineinging, bis es ihre Hüften erreichte. Ihre Kleidung, ein dünner, goldener Stoff, klebte sanft an ihrem Körper und schimmerte im sanften Licht der Morgensonne. Sie schloss die Augen, hob die Arme über ihren Kopf und ließ ihre Hände durch ihr feuchtes Haar gleiten. Ein leises Seufzen entwich ihren Lippen, als sie die Stille genoss, nur unterbrochen von gelegentlichem Vogelgezwitscher und dem sanften Plätschern des Wassers.
Talia wusste, dass diese Zeit allein kostbar war. In ihrer Welt, voller Verpflichtungen und Erwartungen, suchte sie oft Zuflucht in der Einsamkeit der Natur. Hier, im Herzen des Waldes, konnte sie ihre Gedanken loslassen, die Last ihrer Rolle als Hüterin des Waldes abstreifen und einfach nur sein – frei, friedlich, in völliger Harmonie mit den Elementen um sie herum.
Doch heute, an diesem stillen Morgen, war etwas anders. Ein leises Rascheln im Gebüsch am Ufer ließ sie aufhorchen. Ihre feinen Elfenohren registrierten das Geräusch sofort. Obwohl sie niemanden sehen konnte, spürte sie die Anwesenheit von Beobachtern. Talia hielt inne, das Wasser um ihre Beine wirbelte leicht auf, als sie den Kopf in Richtung des Geräusches drehte. Ein kurzer Moment der Unruhe durchzog sie, aber sie ließ sich nichts anmerken. Elfen hatten von Natur aus eine Gelassenheit, die sie auch in den unerwartetsten Momenten bewahrten.
Sie stand still, ihre Augen immer noch geschlossen, und hörte nun aufmerksam hin. In der Ferne konnte sie gedämpfte Stimmen vernehmen. Es waren keine lauten, störenden Geräusche, sondern eher ein leises Murmeln, wie das Flüstern des Windes. Es war, als ob eine unsichtbare Präsenz ihre morgendliche Zeremonie beobachtete, doch sie spürte keine Bedrohung. Die Stimmen klangen sanft, fast ehrfürchtig, als würden sie sie respektieren, ihre Schönheit bewundern, ohne sie zu stören.
Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Vielleicht waren es nur Waldbewohner, neugierig, die sich von der Magie des frühen Morgens angezogen fühlten. Oder es könnten Reisende sein, die den Schutz des Waldes suchten und zufällig Zeuge dieser stillen, intimen Szene wurden.
Talia atmete tief ein und ließ sich langsam ins Wasser gleiten. Die Kühle umhüllte ihren Körper, während sie sich ganz dem Moment hingab. Die Stimmen in der Ferne verblassten allmählich, das Rascheln verstummte. Sie war wieder allein – nur sie, das Wasser und die aufgehende Sonne, die ihren goldenen Glanz über den Horizont goss.
Dies war ihr Reich, ihre Zeit. Und selbst die heimlichen Beobachter konnten daran nichts ändern.